Was ist eigentlich Yoga?

Was ist eigentlich Yoga?

Autorin: Janina Reich

Die Frage, was ist eigentlich Yoga ist gar nicht so leicht zu beantworten. Während vermutlich die breite Masse Yoga eher mit „ruhige Dehnungen“, „gelenkig sein“ und „stillsitzen und meditieren“ (oder unser liebster Klassiker: „Mein Physio/Orthopäde hat gesagt, ich soll Yoga machen und mehr dehnen/mobilisieren.“) umschreiben würde, wissen Fans der jahrtausendealten Heillehre, dass es nicht nur um die körperliche, teils sogar recht fordernde Praxis geht, sondern Yoga eben noch viel mehr umfasst. Dazu lohnt sich ein Blick in die Geschichtsbücher. Denn was viele Menschen gar nicht wissen, ist zum einen, dass hinter dem Yoga, das wir heute kennen eine ganze Philosophie steht, und dass die körperliche Praxis eher später hinzukam.

Wortwörtlich bedeutet das Wort Yoga „anjochen“ oder „vereinen“, vergleichbar mit dem englischen „to yoke“. Der indische Gelehrte Patanjali, der vermutlich zwischen dem 2. Jahrhundert v. Chr. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. gelebt hatte, verfasste das Yogasutra. Dieses gilt als eine der ältesten Überlieferungen der Yogatradition und stellt somit eine Art klassischen Leitfaden für Yogaübende dar. Patanjali fasste es so zusammen: „Yoga ist, wenn die Bewegung des Geistes zur Ruhe kommt.“

Laut einer der zentralen Schriften der indischen Philosophie, der Bhagavad Gita (ca. 500 bis 200 v. Chr.), hilft uns Yoga zu „Gleichgewicht, Balance und Harmonie in jeder Situation, gleichviel ob günstig oder ungünstig.“

Will heißen: Durch eine spirituelle Praxis, so Patanjali und seine Vorgänger, lässt sich das individuelle Leid eines Menschen beenden. Somit ist Yoga kein Sport und auch kein „Mind-Body-Workout“, wie es heutzutage griffig oft bezeichnet wird. Patanjalis Yogasutra stellt einen achtgliedrigen Pfad zur inneren Freiheit vor. Von diesen acht Teilen ist nur ein Teil der Umgang mit dem Körper, die Asanas (oft als Yogahaltungen bezeichnet/übersetzt) gewidmet. Und nur ein Teil stellt die Meditation dar.

Die übrigen Teile, am besten in der von Patanjali vorgeschlagenen Reihenfolge zu üben, sind:
1. Yamas – der Umgang mit der Umwelt
2. Niyamas – der Umgang mit sich selbst
3. Asanas – der Umgang mit dem Körper
4. Pranayama – der Umgang mit dem Atem
5. Pratyahara – der Umgang mit den Sinnen
6. Samyama – der Umgang mit dem Geist
6. Dharana – Konzentration
7. Dhyana – Meditation
8. Samadhi – das Höchste: die innere Freiheit

Das heißt also, wenn wir Patanjalis Rat befolgen, widmen wir uns zunächst dem Umgang mit unserer Umwelt und uns selbst, bevor wir eine körperliche Praxis beginnen. Die Yamas und Niyamas stellen zehn (jeweils fünf) Grundsätze für den Umgang mit anderen und sich selbst dar. Diese stellen wir in einem anderen Blogartikel nochmal detailliert vor.

Vielleicht hast du es selbst auch schon bemerkt: Wenn du regelmäßig auf der Matte stehst, fühlst du dich ausgeglichener, mehr wie du selbst, gelassener und gleichmütiger? Klar ist das auch auf die Benefits von achtsamer, bewusster Bewegung zurückzuführen. In unseren Klassen hast du sicherlich auch bemerkt, dass wir immer auch Atemübungen anleiten und kurze Meditationen. Dass wir jede Stunde gemeinsam mit einem bewussten Moment (einer Geste, Verneigung oder einem Om) beginnen und beenden. All das unterscheidet sich von Stretching-Kursen, Pilates oder Spiritual Workouts (das gibt`s). All das ist nur ein kleiner Teil der uralten Yoga-Lehre, die aktueller ist denn je und die wir versuchen modern zu interpretieren und zugänglich zu machen.

Was bedeutet Yoga für dich? Hast du schon von der Philosophie die hinter der körperlichen Übungspraxis steckt, gehört? Wir freuen uns auf deine Erfahrungen!