Was darf’s sein? Die verschiedenen Yoga-Stile von Ashtanga bis Yin

Was darf’s sein? Die verschiedenen Yoga-Stile von Ashtanga bis Yin

Autorin: Janina Reich

Im Yoga gibt es aktuell fast nichts, was es nicht gibt. Bier-Yoga, Ziegen-, Alpaka- oder Welpenyoga, Nacktyoga… We’ve heard it all. Doch nur, weil etwas lustig klingt oder marketingtechnisch eine neue Zielgruppe anspricht, ist es nicht gleich wirklich Yoga (siehe Blogbeitrag: „Was ist Yoga?“). Abgesehen von den trendigen und eher nicht ganz ernstzunehmenden (und vermutlich unbeständigen) Yoga-Events gibt es aber immer noch eine Reihe von validen Yoga-Stilen, die sich über viele Jahrzehnte herauskristallisiert oder abgespalten haben. Doch was gibt es eigentlich alles und was macht diese Stile aus?

Zuerst lohnt sich nochmal ein kurzer Blick in die Geschichtsbücher. Um es nämlich ganz kurz zu fassen: Erstmal ist alles Hatha Yoga. Dieser gilt als Urform des körperlichen Yoga und wurde bereits knapp 200 Jahre VOR Christus das erste Mal schriftlich erwähnt – mit dem Ziel, Körper und Geist durch Asana, Pranayama und Meditation in Einklang zu bringen. Heute könnte also alles, was diese Elemente beinhaltet auch als Hatha Yoga bezeichnet werden. Daraus hervor gingen dann, insbesondere erst ab dem 20. Jahrhundert eigene Richtungen hervor. Die relevantesten Stile stellen wir hier kurz und knapp vor.

Hatha Yoga

Wie wir schon wissen gilt es als Urform des körperlichen Yoga. Der Begriff „Hatha“ stammt aus der altindischen Sprache Sanskrit und kann mit Kraft übersetzt werden, die einzelnen Teile „Ha“ und „Tha“ stehen auch für Sonne und Mond und sollen das Wechselspiel zwischen Anspannung und Entspannung, oder gleichermaßen Kraft und Leichtigkeit – eines der Grundprinzipien des Hatha Yoga – symbolisieren. Die Asanas werden nacheinander einzeln für mehrere Atemzüge eingenommen und gehalten, anders, als in fließenden Stilen wie Asthanga oder Vinyasa, wenngleich auch der Sonnengruß im Hatha Yoga wichtiger Bestandteil ist und fließend geübt wird. Oft folgt im Hatha Yoga auch eine Pause zwischen den einzelnen Haltungen. Die Kombination aus Atemübungen, Meditation und Asanas soll zu einem verstärkten Bewusstsein verhelfen

Ashtanga Yoga

Ashtanga (Vinyasa) Yoga ruht in der Tradition von T. Krishnamacharya (1888-1989). Er beinhaltet für westliche Schüler hauptsächlich Asana und Pranayama und zählt heute zu den wichtigsten und ausgefeiltesten, aber auch schwierigsten Systemen des Hatha Yoga. Diese Methode des Ashtanga Yoga bedeutet u. a. den Atem zu synchronisieren mit sechs festgelegten Serien von dynamisch ausgeführten Yogastellungen. Unterrichtet wird meist nur die erste Serie, oder sogar nur ein Teil davon. Viele modernen Hatha-Yoga-Stile (alle dynamischen Stile wie Vinyasa Flow oder Power Yoga) leiten sich aus diesem Yoga ab.

Vinyasa Yoga

Vinyasa Yoga oder Vinyasa Flow ist ein dynamischer, fließender Stil, bei dem Bewegungen synchron zum Atem ausgeführt werden. Der Sanskrit-Begriff Vinyasa setzt sich aus „vi“ (auf eine bestimmte Weise) und „nyasa“ (setzen, stellen, legen) zusammen. Es geht bei dieser Yoga-Art also darum, Bewegungen beziehungsweise Asanas auf eine bestimmte Weise auszuführen oder aneinander zu fügen. Diese Idee ist viel älter als der Yoga-Stil selbst und steht für Praxis in einem konstanten Fluss, in dem Intention, Atem, Bandhas, Blickrichtung (Drishti) und Bewegung eins werden. Der Übergang von einer Asana Pose in die andere ist genauso lang wie der Atemzug. Um den Atem dementsprechend perfekt zu kontrollieren, nutzt man meist Ujjayi-Pranayamaals Atemtechnik.

Kundalini Yoga

Ziel der Kundalini-Praxis ist die Erweckung der Kundalini-Energie (eine Art Ur-Energie), die sich wie eine Schlange von der Wurzel der Wirbelsäule bis zum Steißbein schlängelt. Dieses energetische Aufsteigen durch die Hauptenergiezentren im Körper – die Chakren – soll zum höheren Bewusstsein führen. Der Prozess der yogischen Praxis soll dazu dienen, die feinsten Energiekanäle im Körper und die Chakren zu reinigen und letztere zu öffnen, damit die aufsteigende Kundalini nicht blockiert wird. Zur Praxis gehören Asana, Pranayama, Mudras, Mantras und Visualisierungen. Die Übungen werden teils dynamisch mit vielen Wiederholungen über mehrere Minuten ausgeführt.

Yin Yoga

Yin Yoga ist ein ruhiger, tendenziell passiver Stil, der hauptsächlich im Sitzen oder Liegen praktiziert wird. Im Yin Yoga geht es vor allem darum, in die Asanas hineinzuentspannen und den Atem frei fließen zu lassen, um auf diese Weise zu innerer Ruhe zu kommen und unterschwellige Spannungen in den inneren Organen, Faszien und Muskelpartien loszulassen. Yin Yoga eignet
sich damit besonders als Ausgleich zu eher bewegungsorientierten Yoga-Praktiken, um tiefe Selbstwahrnehmung und Entspannung zu erfahren. Auch wenn es diese entspannende Form des Yoga sicherlich schon länger gab, prägte der Kampfsportler Paulie Zink den Begriff und entwickelte diese Form des Yoga in den 1980er-Jahren.

Iyengar Yoga

Begründer war B. K. S. Iyengar (1918-2014), der als Kind eher kränklich war und die Yohagaltungen in ihrer Wirkung erforschte und Yoga schließlich für alle Menschen zugänglich machen wollte. Es wird mit Holzblöcken, Decken, Stühlen und Gurten gearbeitet, um die Ausführung komplexer Asanas auch für Anfänger und Menschen mit körperlichen Einschränkungen zu ermöglichen. Da die exakte Ausführung der Übungen im Vordergrund steht, sind spirituelle Ansätze eher indirekt während der Praxis zu finden und spielen bei einigen Lehrer*innen eine manchmal untergeordnete Rolle. Iyengar ist für seine spirituellen Bücher bekannt und gilt auch als einer der „Urväter“ des modernen Yoga.

Daneben gibt es natürlich noch zahlreiche weitere Stile und Strömungen. So wie fast alles im Leben entwickelt sich auch der Yoga stetig weiter und untersteht dem Wandel der Zeit. Bei uns im Yoga Loft Landsberg üben wir hauptsächlich Hatha, auch Vinyasa/Flow und Yin Yoga. Kundalini Yoga wird ebenso angeboten, hier findest du dazu mehr Infos.

Hast du Erfahrungen mit unterschiedlichen Yoga-Stilen? Was ist dein Favorit und was geht für dich gar nicht?